Das im Februar 1546 wohl auf Veranlassung von Martin Bucer nach Beginn des Regensburger Religionsgesprächs vom Bürgermeister der Stadt Regensburg an den Kämmerer und Rat der Stadt Regensburg verfasste Schreiben liegt im Original und als Kopie (hier gezeigt) im Archiv der Stadt Regensburg vor.
Hier die sprachlich modernisierte Version des Inhalts:
An die ehrbaren Weisen, unsere besonderen guten Freunde, den Bürgermeister und den Rat zu Regensburg,
grüßen wir, Claus Zorn zum Rieth, die Ältesten der Äcker und der Rat zu Straßburg, mit unserem freundlichen Gruß und Dienst.
Liebe Freunde,
wie ihr wisst, wurde auf dem jüngsten Reichstag zu Worms von unserem allerhöchsten Kaiser sowie den Kurfürsten, Fürsten und Ständen des Heiligen Römischen Reiches beschlossen, ein christliches Kolloquium oder Gespräch zur Klärung der Streitigkeiten in der Religion abzuhalten. Dieses soll noch vor Beginn des nächsten Reichstags bei euch in eurer Stadt stattfinden. Zu diesem Kolloquium wurde unser ehrenwerter und hochgelehrter Herr Martin Butzer, Lehrer der Heiligen Schrift und Prediger bei uns, als Vertreter unserer und eurer gemeinsamen christlichen Religion und der Augsburger Konfession bestimmt.
Herr Butzer hat einen spanischen Gelehrten, Johannes Diaz, bei sich, der sich einige Zeit hier in Straßburg aufgehalten hat. Diaz ist ein Diener der christlichen Lehre und aufgrund seiner Sprachkenntnisse und anderer Fähigkeiten sehr nützlich für die gemeinsame Sache. Da Herr Butzer befürchtet, dass Johannes Diaz aufgrund seiner spanischen Herkunft und der religiösen Gegensätze angegriffen werden könnte – besonders weil er aus den Erblanden des Kaisers stammt –, hat er uns gebeten, euch zu schreiben und um euer Wohlwollen und Schutz zu bitten.
Wir ersuchen euch daher herzlich, auf Johannes Diaz ein wachsames Auge zu haben und darauf zu achten, dass ihm kein Unrecht geschieht. Sollte es nötig sein, gewährt ihm bitte eure Hilfe. Wir hoffen zwar, dass dies nicht nötig sein wird, wollten jedoch nicht versäumen, euch um euren Beistand zu bitten, da wir wissen, dass ihr wohlgesinnt seid.
Wir vertrauen darauf, dass ihr in dieser und anderen Angelegenheiten Herrn Martin Butzer und der gemeinsamen Sache wohlwollend unterstützen werdet.
Mit freundlichem Vertrauen und Gruß,
Claus Zorn zum Rieth und der Rat zu Straßburg.