In vielen Publikationen wird Alfonso (Alonso, Alphonsus) als Zwilling des Juan Diaz bezeichnet. Ursächlich dafür ist möglicherweise die missverständliche lateinische Bezeichnung "frater germanus" in der "Historia vera" aus dem sehr wahrscheinlich von Francisco de Enzinas redigierten und finanzierten Druck nach der Erzählung von Claude de Seneclarens (Claudium Senarcleum). (s.a. Bucers Vorwort dort) Statt sich lange mit der lateinischen Bedeutung des Begriffs "frater germanus" (Bruder aus dem gleichen Stamm mit mindestens einem gemeinsamen Elternteil) aufzuhalten, der über die Jahrhunderte tatsächlich nicht völlig eindeutig genug verwendet wird, geben spanische Quellen zur Familiengeschichte der Diaz den klaren Hinweis darauf, dass Juan Diaz ein Halbbruder des aus einer früheren Ehe seines Vaters Hernando Diaz stammenden Alonso ist. Eine andere Spur führt zu den geschichtlich vielleicht sogar einflussreicheren und tatsächlichen Zwillingsbrüdern aus der mit den Diaz verwandten Familie Valdez, auch Alfonso und Juan benannt und ebenfalls aus Cuenca.
Völlig falsch ist die Behauptung Diaz sei der einzige Bruder des Alonso gewesen. Tatsächlich hatte Juan noch weitere Geschwister aus der gleichen Ehe, Catalina, Inèz, Ana und Esteban. Hintergrund für die unrichtigen Behauptungen dürfte die nachvollziehbare Bemühung der Seite der Reformatoren gewesen sein die Geschichte weiter zu dramatisieren. Nun ist ein Mord ein Mord, aber der Mord am einzigen und noch dazu Zwillingsbruder ist eben auch in der "Yellow-Press" der Renaissance besser verkäuflich, nicht anders als heute. Auch diese Seite der Geschichte muss sehen, wer sich ihr mit wahrem Erkenntnisgewinn nähern will.
Quelle: Blog des Julian Recuenco
Siehe auch: Stammbaum der Brüder Diaz - Gemeinsamkeit mit den tatsächlichen Zwillingsbrüdern Valdez
Während Rabus¹ * in einer Veröffentlichung davon spricht, dass Alfonso sich unmittelbar nach oder noch während des Konzils in Trient suizid begangen hat, erklärt Juan Ginés de Sepúlveda, dass Alfonsus (Alonso) Diaz nach seiner Tätigkeit in Rom nach Spanien zurückgekehrt sei und sich dort bei Valdoliti (Valdez?) nach ihm (Sepúlveda) erkundigt habe. Von Reue wird hier nicht gesprochen - und ist auch nicht anzunehmen. Im Gegenteil wurde Alonso sowohl vom Papst höchstpersönlich, als auch in der katholischen Welt, als Held betrachtet - und so dürfte die von der reformatorischen Seite unterstellte Reue eine irreführende Erzählung sein. Unmittelbar nach dem Mord berichtet Hieronymus von Mangis² aus Regensburg von der dort unverhohlenen Freude und Genugtuung auf Seiten der kaiserlichen und römischen Verhandlungsteilnehmer. Zu unbefriedigend wäre es deswegen wohl für die Seite der Reformer gewesen zu berichten der Mörder lebe weiterhin auf freiem Fuß und könnte sein Leben mit ruhigem Gewissen angesichts seiner Leistung zugunsten der Einheit der Kirche und der Errettung von Gläubigen vor dem Einfluss eines Verbreiters der Irrlehre verbracht haben. Völlig ausgeschlossen ist ein Selbstmord nicht, jedoch zum Zeitpunkt der Behauptung durch Rabus, noch 1546, kann der ausgeschlossen werden. (Klären "Cum ministram" ist hier Juan Prieto gemeint?)
Motive für einen Mord an Alfonso gäbe es genügend - sowohl auf Seiten der Reformisten, die späte Rache an ihm genommen haben könnten, als auch für die Seite der Kurie um zu verhindern eine tatsächliche Verwicklung höchster Stellen in den Mord öffentlich werden zu lassen.
Quelle: Joannis Genesii Sepulvedae ... Opera, cum edita, tum inedita - Volumen secundum
Siehe auch: Edward Böhmer: Spanish Reformers of Two Centuries from 1520 - Anmerkungen Seite 198-202
Denn Alphonsus Diazius kam mit seinem "Minister" (lat. Knecht) sicher von Trient nach Rom und kehrte einige Jahre später nach Spanien zurück. Als er sich erkundigte, was mit mir geschehen sei, erwähnte er es (Den Mord?) zuerst Valdolitis gegenüber ernst und dann, nicht widerwillig, in einer vollständigeren Reihenfolge (Fassung), als ich sie von anderen erhalten hatte. Nicht auszuschließen ist, angesichts der möglichen Verwicklungen des Vatikans in die Affäre "Diaz", dass man sich später eines unter Umständen zu geschwätzigen Zeugens entledigte oder sich Freunde Juan Diaz an Alfonso rächten. Ein "Selbstmord" durch Erhängen am Hals des eigenen Esels jedenfalls, wie berichtet, erscheint doch äußerst unwahrscheinlich.
¹ siehe Gratzl: Der Kainsmord zu Neuburg, Seite 100. Gratzl merkt korrekt an, dass der Selbstmord nicht belegt sei. Die Auswertung der Arbeiten und Erinnerungen des Sepulveda widerlegen die These vom Selbstmord darüber hinaus klar.
² Siehe Friedrich Roth "Zur Verhaftung und zu dem Prozeß des Dr. Rotae Alfonso Diaz" (Archiv für Reformationsgeschichte, 1.12.1910)
Die Identität des Mörders ist nicht gesichert. Während die Anwesenheit des Alphonso Diaz zur Tatzeit aufgrund der zahlreichen Belege historisch gesichert ist, bestehen im Hinblick auf den tatsächlichen Mörder Zweifel. Da ist zum einen der in einem Schreiben vom Gerichtshof des Papstes Paul III. vom 28. September 1546 an den römisch deutschen König Ferdinand I. genannte Juan Prieto (Belegt von Franz Bernhard von Bucholtz 1838 - "Urkundenband zum Werk Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten", andererseits verweist die überwiegende Zahl weiterer Quellen zum Thema auf einen Verwandten des Ermordeten, möglicherweise einen Sohn der in die weit bekanntere spanische Familie Valdez eingeheirateten Schwester des Juan Diaz, Juan de Valdés. Letzterer wird von Hans Kraft zu Vestenberg in einem Brief an Ottheinrich genannt (Gefunden in Miriam Hall Kirch "Death on the Danube" - Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Pfalz-Neuburg Akten 2683, fol. 8v). Fest steht, dass weder Alphonso, noch der "Knecht", auch angesichts der Dauer der "Untersuchungshaft" in Innsbruck im Hinblick auf die Tat besonders gesprächig waren. Aufgrund der besonderen Stellung der Familie Valdez halte ich es für denkbar, dass keiner der Beteiligten ein besonderes Interesse an einer Klarstellung zur Identität des Mörders hatte. Hier ist noch Arbeit zu leisten.
Die Brüder de Enzinas - Franzisco - Diego - Jaime
Während Francisco de Enzinas verschiedentlich als "Dryander" auftaucht oder unter anderen Pseudonymen (Francisco de Elao - oder gar ohne Namensnennung, wie im Fall der "Historia vera") veröffentlicht, wird in der Literatur an verschiedenen Stellen Bezug auf Diego oder Jaime de Enzinas genommen. Dies ist verwirrend, denn hier handelt es sich nicht um zwei verschiedene Personen sondern lediglich um zwei unterschiedliche Bezüge für die gleiche Person: Gordon Kinder stellt fest: "Diego is the hispanization of Didacus, but it is also seen as an abbreviation of Santiago (Sanctus Jacobus) - who, under his sobriquet of Matamoros (Moon-Slayer) is the patron saint of Spain, hence the equivalent of Jaime .