Diese Webpräsenz dient als digitaler Notizblock, in dem ich meine Erkenntnisse und erläuternden Anmerkungen zu meinen Nachforschungen über den 1546 in Neuburg an der Donau ermordeten Spanier Juan Díaz sammle. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Für eine sinnvolle Lektüre setze ich voraus, dass der Leser mit dem Fall vertraut ist. Mein eigener Zugang zur Geschichte unterscheidet sich von der üblichen Herangehensweise: Statt mich direkt dem Mordfall zu widmen, folge ich zunächst den Nebenfiguren und rekonstruiere nach und nach eine Version des Geschehens, die mir mit jeder neuen Entdeckung vielschichtiger erscheint als die überlieferte, oft verkürzt und einseitig erzählte Darstellung.
Doch Juan Díaz war weit mehr als nur ein Mordopfer. Er war ein kluger, gebildeter, möglicherweise stiller und in sich gekehrter Mensch, den das Schicksal in eine Zeit und in Umstände stellte, die schließlich zu seinem grausamen und viel zu frühen Tod führten. Mein Ziel ist es, diesem Menschen näherzukommen, seine Handlungen und Beweggründe zu verstehen – ebenso wie die seiner Mörder. Dabei offenbart sich mir eine ganze Epoche, deren Nachwirkungen bis in unsere Gegenwart reichen.
Die nachfolgenden Texte entstanden über einen längeren Zeitraum hinweg und wurden mehrfach ergänzt und überarbeitet. Sollte sich dabei die eine oder andere Wiederholung oder ein grammatikalischer Fehler eingeschlichen haben, bitte ich schon jetzt um Nachsicht.
Worum es mir in keinem Fall geht ist eine ganze Religion zu diskreditieren oder vorhandene Gräben zwischen den Parteien tiefer zu reißen als sie ohnehin zu unser aller Schaden schon sind. Mir liegt an einer Welt in der einer wie Juan nicht getötet würde. Das richtet sich gegen seine Mörder und die sie schützten und doch auch an ihn und seine Seite, die im Eifer ihres Glaubens meinten verpflichtet zu sein eine Wahrheit zu verkünden, die sie als Voraussetzung für das Heil der Menschen und deren Seelen über das Leben selbst stellten. So ist Juan Diaz längst nicht das einzige Opfer der Hochmut und der Selbstgerechtigkeit, die uns auch heute noch in Bedrängnis bringt, Morde und Kriege verursacht und millionenfach zu Opfern führt. Er steht für den Mord, aber auch den Anlass.
Buch Genesis, Kapitel 4 Vers 8
וַיֹּ֥אמר ֖יִין אל-הֶבל אִַ֑יו ֽֽיְי֙ בִּיוֹ֣ם בָּשְדָּ וַי֥֥קׇל ְַיִיִם אַלְַבֶbel אִַ֑יו וֽיִיִ֙ בִּיוֹ֣ם בָּשד֔ה
Newest: Juan Diaz und die Fugger? Wenigstens finden sich Hinweise auf eine mögliche Verbindung zu dem wohl einflussreichsten Patriziers seiner Zeit, Anton Fugger, aber auch den, damals noch nicht in den Adel aufgenommenen "de Taxis". War der Mord an Juan Diaz ein gar nicht so unwillkommener Katalysator für den sich 1546 abzeichnenden Feldzug Karl V. gegen die "reformierten" Fürstenhäuser der Sachsen und Hessen?
Dank der deutschen Übersetzung des 1547 von Franzisco de Enzinas in Druck gegebenen Buchs "Historia vera de morte de sancti viri Ioannis Diazii .." durch den Schweizer Neurochirurgen mit Neuburger Wurzeln Otmar Gratzl wurde ich auf das zu Ottheinrichs Zeit in Neuburg verübtes Verbrechen an dem Reformtheologen, Hebräisten und Greaecisten Juan Diaz de Cuenca aufmerksam. Im "Der Kainsmord zu Neuburg" werden über die Mordtat hinaus zahlreiche Details mit Bezug auf die Stadt, ihre Bewohner, aber auch die umliegenden Orte genannt, dabei auch die abenteuerliche Jagd des Neuburger Kammerherrn Michael Herpffer nach den Mördern und deren Festnahme in Innsbruck. Das steigert natürlich das Interesse bei einem Neuburger. Neue Fragen drängen sich auf: Wer waren die genannten Nebenfiguren? Es entsteht darüber hinaus auch eine Faszination für die Komplexität der Zeit Ottheinrichs, die Begleitumstände der Tat, den religiösen Disput, jedoch auch die machtpolitischen Spannungen der Zeit.
Nach einiger Beschäftigung mit der für sich allein genommen zwar tragischen, jedoch dennoch isoliert scheinenden Geschichte des Juan Diaz finde ich mich in einer Erzählung von atemberaubender Spannung und gewaltiger Tragweite für und um eine der bedeutendsten Perioden der Geschichte der christlichen Religion und mit ihr Europas. Kaiser, Fürsten, Päpste, die Mächtigen und die Rebellen ihrer Zeit - keiner von Ihnen der nicht um die in dem kleinen Neuburg geschehene Geschichte gewusst oder gar seinen Anteil gehabt hätte. Wie könnte ich mich diesem Ereignis entziehen, kreuze ich doch als Neuburger bei einem Gang durch die Altstadt täglich die Wege des armen Juan, sehe ihn förmlich Wasser holen am heutigen Karlsplatz oder im Gespräch mit dem Drucker Kilian oder seinem Gastgeber Adam Bartholomäus.
Nicht unerwähnt möchte ich dabei lassen welch tiefen Respekt und Dank ich für die Arbeit der professionellen Historiker und Heimatforscher aus Leidenschaft aller Jahrhunderte empfinde, ohne deren ungezählte und meist unbeachtete Arbeit Geschichte der Vergessenheit anheim fiele. Doch wie können wir wissen wer wir sind ohne zu wissen woher wir kommen? Dazu danke ich allen, die Werke der Geschichte der Öffentlichkeit in digitaler und physischer Form zugänglich machen und die mir heute die Arbeit so einfach machen. Mein besonderer Dank gilt Professor Otmar Gratzl, aber auch dem Historischen Verein Neuburg und hier wiederum dem wandelnden Neuburger Geschichtslexikon Roland Thiele,
Die Geschichte um den Mord an Juan Diaz wurde in Spanien und Deutschland aus sehr unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und dargestellt. Insofern variieren die Bewertungen je nach der Perspektive aus den jeweiligen Ländern. Eine Konstante ist jedoch die Person Herpffer, dem von allen Seiten eine gewisser Bewunderung für seine rücksichtslose und letztlich erfolgreiche Jagd nach den Mördern entgegengebracht wird. Herpffer war jedoch als "Kammerherr" (Nach dem überlieferten Material war Herpffer in einem modernisierten Verständnis Leiter der Abteilung "Finanzen" der Stadt Neuburg. Eine verantwortliche Position gerade zu der Zeit in der die Bürgerschaft in Abwesenheit des ins Exil "verbannten" Ottheinrich sich um eine Konsolidierung der katastrophalen Finanzlage der jungen Pfalz bemühte) am Hof und im Magistrat Neuburgs keine Person von Adel und so schien es mir wenig aussichtsreich über 470 Jahre nach der Erwähnung etwas über einen "einfachen" Bürger der Zeit mehr zu finden als den bloßen Namen. Da hatte ich die Rechnung ohne den Neuburger Geschichtskenner Roland Thiele gemacht. Prompt antwortet er mir:
"Die Familie ist - auch in Pfalz-Neuburger Diensten - gut bezeugt. Ich habe mich bei meiner Arbeit über die Donaufischlehen von Schäffstall bis Neuburg-Joshofen (Neuburger Kollektaneenblatt 132/1979) nebenbei auch mit der Fischerfamilie Härpfer befasst und dabei auch im Zusammenhang mit dem von mir zusammen mit meinen Neuburger Freunden von der Fischergasse wieder eingeführten historischen Fischerstechen vor vielen Jahren auch den alten Härpfer in Donauwörth besucht, der Metzgermeister war und eine ganze Kiste mit Adelsdiplomen und Lehensbriefen besaß, von denen ich eine Urkunde für ihn transkribiert habe. Die Familie hat nach seinen Angaben im 19. Jahrhundert das Adelsdiplom aufgegeben um weiter ihre bürgerlichen Berufe des Metzgers und Fischers ausüben zu können. Übrigens waren die Donaufischer - besonders die von Donauwörth, wo regelmäßige Schiffartsverbindungen nach Wien und Ulm betrieben wurden, auch als Schiffleute tätig, was vielleicht einen Hinweis gibt auf welche Weise der Mörder flüchtete und die Verfolgung aufgenommen wurde. Ich sende Ihnen anbei eine kurze Recherche zu den Härpfern aus meinen Unterlagen."
Update 14.7.2023: Michael Härpfer (Beachte die abweichende Schreibweise) wird in "Landesherr und Landstände im Fürstentum Pfalz-Neuburg" von Michael Cramer-Fürtig 111/112/130 als Kammermeister ab 1544 bis zur Einnahme Neuburgs durch Karl V im September 1546 erwähnt. Sein Aufgabenbereich wird mit "federführender Leiter der Finanzverwaltung" bezeichnet. Der Beginn der Tätigkeit 1544 verweist auf eine vorwiegend von der Tilgung der Schulden der jungen Pfalz bestimmte Arbeit. In der gleichen Arbeit wird für den Zeitraum 1535-1541 ein Alexander Herpfer (für Burglengenfeld) genannt. In seiner Publikation nennt Cramer-Fürtig Fundstellen in unterschiedlichen Archiven.
Unmittelbar nach dem Mordanschlag an Juan Diaz wurde sein Mitbewohner, Claude de Senarclens, der erste Zeuge des Verbrechens. Schnell wurde die Tat an die Stadtoberen gemeldet und geeignete Bedienstete ausgesucht um die flüchtenden Mörder zu stellen. Ein gewisser "Michael Herpffer" zeigte sich besonders mutig und entschlossen die Verfolgung fortzuführen, obwohl sich bald zeigte, dass die Flüchtenden einen erheblichen Vorsprung hatten. Gemeinsam mit seinen Gefährten konnte er die Täter schließlich in Innsbruck aufspüren und dort vom Rat der Stadt in Haft nehmen lassen. Ottheinrich erfuhr bald darauf von der Festnahme und schickte den "Edlen Thomas Redwitz vom Hohlnstein" und Doktor beider Rechte "Wilhelm Vogt" nach Innsbruck um die Anklage gegen die Mörder zu führen. Nun erscheint es mir ein recht aussichtsloses Unterfangen zu sein, einen Nachfahren eines Michael Herpffer zu finden, doch bei der Erwähnung des Namens "von Redwitz" kam mir der Gedanke, dies könne ein Vorfahr des nahe Neuburg lebenden Eugen Freiherr von Redwitz sein, der lange Zeit Abgeordneter im bayerischen Landtag war. Könnte er ein Nachfahre des im Buch erwähnten Thomas Redwitz sein? Ich habe lange gezögert dieser Sache auf den Grund zu gehen. Zu profan, zu naheliegend, angesichts der Prominenz der Geschichte um Juan Diaz, schien mir die Frage, doch nach einem Mailverkehr mit ihm weiß ich nun, dass dieser Thomas Redwitz nicht mit seinem Stamm Familie von Redwitz verwandt ist, auch wenn es tatsächlich einen zu seiner Familie gehörenden "Thomas" gibt, der noch dazu, wie Ottheinrich, eine Reise nach Jerusalem unternommen hatte, doch deutlich früher als der und so kommt er als Diaz' Thomas von Hohlnstein (Schreibweise variiert) nicht in Frage. Quelle der Erkenntnis ist, neben der Auskunft von Eugen von Redwitz, die 1878 von Rudolf Freiherr von Reitzenstein auf Kreuth bearbeitete und herausgegebene "Regesten und Genealogie der Redwitz im Egerlande und in der Oberpfalz"
Natürlich stellt sich die Frage nach dem Hintergrund des Auftrages Ottheinrichs an Redwitz und Vogt zur Reise nach Innsbruck. Todo: In welchem Verhältnis standen die Personen?
(Möglicherweise kommt die Verbindung über die in Sulzbach ansässige Verwandtschaft Ottheinrichs zustande. Elisabeth Amalia Magdalena, geb. 1635 - Redwitz könnte sich während des Studiums in Italien aufgehalten haben (evtl. Bologna) und wegen seiner Sprachkenntnisse bei der Verfolgung der Mörder mit Ziel Italien ausgewählt worden sein.)
Redwitz Stammsitz, Schloss Holnstein, gehört zwar zu Ottheinrichs Pfalz, aber ist einen guten Tagesritt von Neuburg entfernt und sogar zwei Tagesritte von Ottheinrichs Exil-Residenz im Jahr 1546 in Weinheim an der Bergstraße nahe Heidelberg.
Zum in der Geschichte erwähnten Thomas Redwitz konnte ich wenigstens den Todestag ermitteln, neben den Namen der Eltern, Hans von Redwitz und Eva von Redwitz, einer geborenen Schaumberg, sowie den Namen der Witwe des Thomas, Anastasia, einer geborenen von Oedenberg und später mit Oswald von Dondorff verheiratet. Hier könnte man weiter forschen und versuchen vielleicht Fragmente der Geschichte des Diaz noch in deren Familiengeschichten zu finden.
Während, wie weiter oben bemerkt, mir die Suche nach einem Nachfahren des Michael Herpffer aussichtslos erscheint, denke ich, könnte dies bei besagtem "Wilhelm", dem Doktor des römischen und des kirchlichen Rechts, vielleicht sogar gelingen. Auch im 16ten Jahrhundert musste man eine Universität besuchen, wollte man nicht auf unredliche Weise zu dem Titel kommen. Hier existieren vielleicht noch Immatrikulationsverzeichnisse, aus denen man zur Existenz der Person noch mehr erfahren könnte. Eine Arbeit, die noch zu tun ist.
Allgemein wird vermutet, dass Diaz seine Zeit in Neuburg gänzlich beim "Schwäbischen Wirt", (Hechtenstraße D16) in der "unteren Stadt" verbrachte. (Zeitlich lässt sich das nicht belegen, denn die Aufzeichnungen reichen nur bis ca. 1730 - Vielen Dank an Hr. Thiele und den Hinweis auf die Arbeiten von Karl Adam und Breitenbach)* Durch einen Zufall stieß ich während meiner Suche nach bereits digitalisiertem Material zum Fall Diaz schließlich auf einen 1853 herausgegebenen Band "Jesuiten und Jesuitereien", Verfasser unbekannt **), in dem die Geschichte des Diaz in einer weit ausführlicheren Version erzählt wird, der man angesichts der recht farbenfrohen Erzählung jedoch eine gewisse Skepsis entgegen bringen sollte. Neben vielen anderen Details zu Diaz wird dort ein evangelischer Pfarrer Rigonus* erwähnt, bei dem Diaz wohnte. Auf der Suche nach ihm in der Bibliothek des Historischen Vereins Neuburg stieß ich schließlich auf das Buch "Die evangelisch-lutherische Kirche der ehemaligen Pfalzgrafschaft Neuburg" von S.M.B. Brock, einem lutherischen Pfarrer, herausgegeben in Nördlingen 1847 im Verlag der C.H. Beck'schen Buchhandlung, wo als Herberge des Diaz das Leopoldische, später das Sutorsche Haus am Marktplatz zu Neuburg (Heute Karlsplatz) angegeben wird. Wo also verbrachte Juan Diaz seine Tage in Neuburg? Tatsächlich ist beides möglich, sofern die Erzählung des Brock verlässlich ist, denn sollte der Spanier zunächst unter falschem Namen in Neuburg gelebt haben, so hätte er sich sicher nicht sofort bei einem evangelischen Pfarrer niedergelassen. Nachdem ihm jedoch, vielleicht durch Ottheinrich selbst, Schutz zugesagt worden war (tatsächlich ging es wohl um die Gültigkeit der Schutzklausel für die Teilnehmer der Religionsgespräche in Regensburg, wo Diaz zur offiziellen Delegation gehörte) und er sich ab dem Zeitpunkt unter eigenem Namen in der Stadt aufhielt, wäre es wenig überraschend wenn der außergewöhnlich gebildete Sprachkundler und Theologe Diaz bei einem evangelischen Priester oder evangelischen Bürger* eine weit bessere Unterkunft bekäme. In Heinrich Bullingers Werk wird der Sohn des Augsburger Advokaten Johann Rehlinger, Leonhard Rehlinger (aka Leonhard Rochlinger) genannt, bei dem Alphonso (aka Alfonso, Alonso) untergekommen wäre. Diaz selbst habe , entsprechend eines von Bullinger erwähnten Briefes, bei einem Prädikanten namens Adam Bartholomäus gewohnt. (In einem Brief spricht Diaz von seinem "Licentiatus").
*) Tatsächlich war Juan Diaz bereits im Dezember 1545 in Begleitung des Ulmer Theologen Martin Frecht und seines Freundes Claude de Senarclens in Neuburg und hatte dort zusammen mit seinen Begleitern Quartier genommen. In seiner "Reisekostenrechnung" aus dem Archiv der Stadt Ulm nennt Frecht als Quartierorte auf der Reise von Ulm nach Regensburg die Orte Holtza (evtl. Holzheim), Lauterbach (Lauingen?), Burckaw (Burgheim!), Neuburg an der Donau und Abach (Bad Abbach). Diaz könnte demnach durchaus auch zunächst in einer Herberge in der unteren Stadt der Stadt Neuburg wenigstens eine Nacht verbracht haben. (Das Dokument konnte ich inzwischen im Original in Händen halten und habe es für diese Geschichte digitalisiert.
** Hier ist noch weitere Arbeit notwendig um die Glaubwürdigkeit der "Jesuiten und Jesuitereien .." zu hinterfragen.
Update September 2023: Der tatsächliche Verfasser der 1853 veröffentlichten Geschichte scheint der Berliner Holzbildhauer und Herausgeber F.W. Gubitz gewesen zu sein. Die erste Veröffentlichung erfolgte nach meiner bisherigen Erkenntnis im Jahr 1821, wobei der Titel "Fanatismus" vielleicht nicht ganz zufällig dem 1765 erschienenen Philosophischen Wörterbuch des französichen Autors François-Marie Arouet, auch bekannt als Voltaire gleicht. Der hatte den Mord an Diaz in seinem Buch als Beispiel für eine dem religiösen Fanatismus zuzuschreibende Tat hinzugefügt (wobei ihm dabei allerdings einige Fehler unterliefen). Nun lässt sich allerdings hieraus sicher nicht auf den Wahrheitsgehalt der Gubitz'schen Geschichte schließen. Doch lassen einige Details aufhorchen: Gubitz Vater war Drucker - er selbst besuchte das Gymnasium in Wittenberg (!!), und studierte später für einige Zeit in Jena Theologie. Es erscheint nicht völlig abwegig, dass Gubitz, angesichts des Berufs des Vaters und noch dazu als Herausgeber einer Zeitschrift, sollte er während seiner Zeit in Wittenberg oder während des Studiums wenigstens auf die Geschichte des Juan Diaz gestoßen sein, sich dem Leben des Spaniers schon wegen dessen Tätigkeit als Lektor im Auftrag Bucers interessiert hat. Die in die Geschichte eingewobenen Figuren passen sehr gut zur "Historia vera" und sind geschichtlich im Detail soweit nachweisbar, dass sich daraus eine weit interessantere als die bisherige Version des Mordes an Juan Diaz glaubwürdig konstruieren lässt. Doch hier bleibt noch viel Arbeit zu erledigen.
Der am 13. Mail 1854 in Neuburg geborene Lehrer und Geschichtsforscher veröffentlichte 1910 einen Artikel in der Zeitschrift "Archiv für Reformationsgeschichte" in dem er einen Briefwechsel zwischen Anton Fugger und seinem "liben Schwager" Jörg Hörmann im Detail darstellt und analysiert und in dem es ausführlich um den Innsbrucker Prozess gegen Alfonso und seinen Knecht geht? (Juan Prieto, dort jedoch Valdes genannt - wohl weil Alfonso Diaz ihn gegenüber den Behörden als "Waldenser" beschreibt obwohl sich später zeigt, dass der kein Wort italienisch spricht). In diesem Briefwechsel wird ausdrücklich der schon weiter oben angesprochene "Rehlinger" als Eigentümer des Anwesens genannt in dem Juan Diaz wohl den größten Teil seines Aufenthalts in Neuburg, vermutlich zusammen mit Alfonso verbracht hat. Was Roth nicht erwähnt: Die Familie Rehlinger gehörte zu den einflussreichen Patriziern Augsburgs und Anton Fuggers Frau Anna war eine geborene Rehlinger (Rochlinger). Einer der Rehlingers, Wolfgang, war zwischen 1534 und 1541 Bürgermeister Augsburgs, überzeugter Lutheraner und 1544 nach Straßburg übersiedelt (Briefwechsel mit Melanchton vom 22. März 1546 ). Dieser Spur sollte weiter gefolgt werden. Anna Fugger starb am 25. März 1548 und wurde in Schwaz in Tirol beerdigt, dem Heimatort Jörg Hörmanns.
Im Bestand der spanischen Staatsbibliothek findet sich ein Convolut mit Abschriften von Briefen an Francisco de Enzinas. Darunter auch ein Exzerpt aus einem Brief von Charles Schmidt aus dem Jahr 1863 mit einer Übersetzung des am 26.3.1546 in Augsburg verfassten Briefes von Alfonso Diaz an Juan. Das Original war wohl aus den Akten der Innsbrucker Ankläger in den Besitz von Ludwig Rabus gekommen. Eine weitere Abschrift wird in der Hinterlassenschaft von Franzisco de Enzinas vermutet.
In dem Brief warnt Alfonso Juan ausdrücklich davor in Neuburg zu bleiben weil er, Alfonso, davon weiß, dass ein Anschlag gegen ihn, Juan, geplant ist.
J'ai appris qu'il se prépare un complot contre toi, de sorte que tu ne seras en sécurité dans la ville, .... Je voulais savoir si tu es encore à Neuburg et dans la maison; Je t'engage à ne pas y rester.
.Ich habe erfahren, dass ein Komplott gegen Dich vorbereitet wird, sodass Du in der Stadt nicht sicher bist, .... Lass mich wissen, ob Du noch in Neuburg und im Haus bist; Ich bitte Dich dringend, nicht dort zu bleiben.
Als sich Juan vom Überbringer abwandte um den Text im Licht der Morgensonne zu lesen schlug der Mörder zu. Die Intention des Briefes ist dabei fraglich. Wollte Alfonso Juan warnen - oder im Fall seiner Flucht lediglich den neuen Aufenthaltsort erfahren?