Bei meinen "Ermittlungen" zum Fall Diaz erscheint es mir wichtig diesen als Menschen spürbar zu machen. Diaz war nicht ausschließlich nur ein ausgezeichneter Hebräist, nicht nur ein Mensch mit einer tieferen Einsicht in religiöse Angelegenheiten, sondern auch -eben das- ein Mensch. Gerade deswegen suche ich nach ansonsten für die Geschichtsforschung unbedeutende Details; es geht es mir darum ihn als Menschen erlebbar zu machen. Menschen reisen, essen, kleiden sich, haben Freunde, genießen, machen sich Sorgen um ihre Finanzen - und sie wohnen: Hier finde ich einen Hinweis auf die Wohnung des Juan Diaz während seines Aufenthalts in Regensburg. Spannend.
In einem dem Historischen Verein Regensburg im Original vorliegenden Schreiben bittet der Rat der Stadt Strassburg Diaz besonders in Schutz zu nehmen. Dass der Spanier Juan Diaz auf der Bühne des nominell bedeutenden diplomatischen Treffens in Regensburg seitens der überwiegend "deutschen" Anhänger der Reformation für die Delegation der Seite des Papstes dem papsttreuen und in seinem Selbstverständnis "spanischen" Kaisers Karl V. als gezielte Provokation gesehen würde, war dem Rat der Stadt Strassburg und auch seinem Mentor Bucer klar. Bucer hatte den Spanier wohl vorwiegend zu diesem Zweck mitgebracht, denn Diaz hatte dort keinesfalls eine aktive Rolle.
Schreiben des Rats der Stadt Strassburg an den Rat der Stadt Regensburg mit dem Ersuchen um besonderen Schutz für Juan Diaz als Teilnehmer am zweiten Regensburger Religionsgespräch in einer sprachlich modernisierten Version:
Dem Kämmerer und Rat zu Regensburg grüßen wir, Clauß Zorn zum Rieth(e), im Namen der Meister und der Stadt Straßburg, Sie freundlich.
Lieber Freund, wie Sie wissen, wurde von Ihrer Königlichen Majestät des Heiligen Römischen Reiches, unserem allerhöchsten Herrn, sowie von den Kurfürsten, Fürsten und Ständen des Reiches auf dem kürzlich abgehaltenen Reichstag in Worms beschlossen und genehmigt, eine christliche Versammlung oder Diskussion über strittige religiöse Angelegenheiten vor dem kommenden Reichstag bei Ihnen in Ihrer Stadt abzuhalten.
Der ehrwürdige und hochgelehrte Herr Martin Butzer, der Heilige Schriftlehrer und Prediger bei uns von den Ständen, unserer und eurer christlichen Religion und der Augsburger Konfession zugewandt, wurde ebenfalls als eine Person für solch eine Konferenz angesehen und bestimmt. Er hat einen gelehrten spanischen Mann namens Johann Diaz, der sich eine Zeit lang hier in unserer Stadt aufgehalten hat und als Diener des christlichen Glaubens sowie der Sprachen und anderer Kenntnisse geschätzt wird, um sich um ihn zu kümmern und in allgemeinen Angelegenheiten zu dienen, gebeten, ihm zugeordnet zu werden. Allerdings ist Herr Martin besorgt, dass ihm seitens der gegnerischen Abordnung (insbesondere weil er in Spanien geboren wurde und daher den kaiserlichen Ländern angehört) Schaden zufügen könnte. Deshalb hat er uns gebeten, euch zu schreiben und zu bitten, dass ihr ein wachsames Auge auf ihn habt um ihn vor möglichen Angriffen zu schützen. Sollte es notwendig sein und solche Informationen von Herrn Martin oder anderweitig zu euch gelangen, bittet er darum, dass ihr ihm in sicherer Weise zur Seite steht, soweit ihr könnt, als Gegenleistung für das, was er für euch getan hat. Wir hoffen jedoch, dass es nicht nötig sein wird.
Trotzdem wollten wir es nicht versäumen, euch dies mitzuteilen (da wir euch bereits wohlwollend gesinnt sind).
Wir bitten euch freundlich, in dieser und anderen Angelegenheiten Herrn Martin und den anderen allgemeinen Angelegenheiten wohlgesinnt zu sein, wie wir uns ohne Zweifel und vollstes Vertrauen auf euch verlassen.
Das möchten wir mit Freundlichkeit und guten Absichten erwidern.
Gegeben zu Straßburg am 5. Dezember 1545.